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Velbert

Ein Byte entfernt, 18:02, 15. Okt. 2015
/* Die Siedlung Velbert */
Fahne hat den Rest der Landwehren in den 60 er Jahren genau untersucht und schildert sie als eine Art von Schützengräben, fortlaufende hohe Erdwälle, meist drei, an besonders wichtigen Stellen sogar fünf hintereinander liegend und durch Gräben getrennt. Die Wälle waren dem Gelände geschickt angepasst und ermöglichten eine wirksame Verteidigung. An wichtigen Punkten erhoben sich Wallburgen, ursprünglich Erdbefestigungen, die erst später durch Verwendung von Steinen dauerhaft gemacht wurden. Eine derartige Burg, eine Fliehburg zur Aufnahme der Bevölkerung und deren wertvollster Habe, stand auf dem Pastoratsberg bei Werden neben einer kleineren Herrenburg. Von den Landwehren sind heute kaum noch Spuren vorhanden. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz vergab als Herzog von Berg viele Teile als Bau- und Gartenplätze in Erbpacht, um sich neue Geldquellen für seine kostspieligen künstlerischen Ambitionen zu eröffnen. So finden sich von 1704 an Akten, die die allmähliche Abtragung von Wällen und Gräben erkennen lassen. 1706 berichtete der Kellner (leitender Beamter des Amtes Angermund) an die Hofkammer, daß eine Landwehr neben der Straße von Elberfeld nach Holland liege und die Straße besser unterhalten werden könne, wenn an die Stelle der Landwehr Häuser träten. Die Bittsteller, die auf diese Plätze reflektierten, wollten jeder jährlich einen Gulden zahlen, und, wenn dem Gesuch entsprochen würde, fänden sich bald mehrere Bewerber, so dass auf diese Weise Heiligenhaus in kurzem zu einem ansehnlichen Flecken erhoben werden könne. Das ganze 18. Jahrhundert hindurch wurde die Heiligenhauser Landwehr eingeebnet und brachte so dem Kurfürsten jährlich 13 Goldgulden. Der Rest der alten Befestigungen verschwand dann bei Arbeiten für den Straßenbau.
Geblieben von den Landwehren ist nur eine Erinnerung in wenigen Ortsbezeichnungen. Und doch bezeichneten jene Wälle die noch heute bestehende Stammesgrenze zwischen Franken und Sachsen, zwischen Berg und Mark, zwischen Rheinland und Westfalen. Der Deilbach ist die Grenzlinie. Hier verläuft auch die Sprachgrenze, die „Urdinger Linie", die Elberfeld von Barmen, Neviges von Langenberg trennt. Der Deilbach besaß auch über die Sprachgrenze hinaus Bedeutung. Wer sich im Märkischen vor den Aushebern Friedrichs des Großen retten wollte, tat einen Sprung über den Bach und war seiner Freiheit gewiss.
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Wenden wir uns nun wieder Velbert und seiner allmählichen Besiedlung zu. Wir können uns, wenn auch die Zahl der vorhandenen Urkunden gering ist, doch ein Bild von dem Umsichgreifen des Bauerntums machen, das die Eichen- und Buchenwaldungen in fruchtbare Felder verwandelte. Die Erinnerung ist in alten Flurnamen, die auf die Rodungstätigkeit zurückgehen, lebendig. Wülfrath, die Rodung des Wolf, Rodberg und Rottberg, am Röttgen, Rolland, Brangenberg. Die Lagerbücher der Werdener Äbte und der Kellnerei Angermund verraten, dass am meisten Hafer, Gerste und Roggen angebaut wurden. Die noch reichlich vorhandenen Waldungen boten beste Gelegenheit für die Schweinemast, die z. B. die Herren von der Horst im Hefel oder, wie es früher hieß, Heffttail, gegen Entgelt gestatteten. Eine alte Ansicht von Werden erinnert daran, wie sehr die Schweinemast im Schwung war, auch die übrige Viehzucht gedieh, und bei der Abgabe der sog. Kurmede, auf die wir noch zurückkommen werden, spielte die beste Kuh oder auch das beste Pferd eine große Rolle. Neben Getreide wurde auch Flachs angebaut, um das Leinen zu gewinnen; dafür sprechen die Eintragungen in Vehlaus Verrechnungsbüchern, die importiertes Leinen kaum aufführen. Auch Schafzucht wurde in großem Umfang betrieben,- manche Hof- und Flurnamen, wie Schafhaus, Schopshof, Schopperfeld erinnern daran. Die regelmäßigen Abgaben von Wachs an das Werdener Kloster sind ein Beweis für die Bienenzucht jener Zeit.
Als Unterlagen für die allmähliche Besiedlung Velberts dienen die Werdener Wirtschaftsakten, von 1604 an die Steuerbücher von Angermund. Letztere verzeichnen eine besondere Rodungssteuer, den Rottzehnten. Ein ungefähres Bild der Entwicklung Velberts lässt sich so gewinnen, zumal die Werdener Mönche es mit ihren Abgabe-Eintragungen recht genau nahmen und keinen Siedler bei der Eintragung der Steuern vergaßen.
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