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Velbert

6 Byte entfernt, 18:02, 15. Okt. 2015
/* Die Siedlung Velbert */
=== Landschaft und Mensch in Vor- und Frühzeit ===
Velbert liegt auf den nordwestlichen Ausläufern des rheinischen Schiefergebirges, dem runden, nord-südlich verlaufenden ostniederbergischen Bergrückens. Die Ge¬schichte des Bodens erzählt von alten Meeresablagerungen. Die wichtigsten Gesteine, die den Boden bilden, Schiefer, Tonschiefer, Sandstein und Quarzit, stammen vor¬wiegend vorwiegend aus der späten Devon- und Karbonzeit (etwa 350—230 000000 v. Chr.), dem „Erdaltertum". Die später entstandene Steinkohle findet sich erst nördlich des Be¬reiches Bereiches im eigentlichen Ruhrgebiet. Während des Karbon faltete sich in einer mächtigen Süd-Nordbewegung der Boden, aus dem Meer stieg ein Gebirge empor, das von Spanien über Frankreich und Deutschland (hier als rheinisches Schiefer- und Mittelgebirge) bis nach Polen reichte. In Millionen von Jahren verwitterte dieser „Varistische Faltenzug", bis er sich kaum noch über die Ebene emporhob, um in der Tertiärzeit (etwa 40 000 000 v. Chr.) bei der Auffaltung unserer heutigen Hochgebirge abermals emporgehoben zu werden. Durch die doppelte Auffaltung lagern die einst horizontal geschichteten Gesteine nunmehr schräg und treten nebeneinander an die Oberfläche. Sehr schön ist diese Schich¬tung Schichtung an freigesprengten Wänden einiger Steinbrüche bei Velbert zu erkennen.Geht die Verbreitung der Gesteine im Wesentlichen auf die Zeit der Varistischen Faltung zurück, so ist die Landschaftsbildung jüngeren Datums. Die Hauptformen entstanden während der zweiten Faltung im Tertiär; das Bild wird bestimmt durch die Abtragung und Verwitterung in der nachfolgenden Zeit, die, je nach Härte des Gesteins, hier mehr und dort weniger von den ursprünglichen Formen beließ. An unserer heutigen Land¬schaft Landschaft formten Jahrmillionen, formten Einflüsse vulkanischer und klimatischer Natur, formten Sonne, Wind und Wasser, ehe noch der erste Mensch im Neandertal erschien.Das niederbergische Gebiet liegt im Übergangsklima, zwischen dem meeresnahen Nieder-rheinklima und dem mitteldeutschen Bergklima. Westliche Einflüsse, „Westwetter" mit vielen Schauern, ziemlich ausgeglichenen Temperaturen, schneearmen Wintern und zahl¬reichen zahlreichen Feuchtluft-Vorstößen herrschen vor. Die Ozeanischen Luftmassen, die ostwärts ziehenden Tiefdruckgebiete und die von Norden vordringende kalte Meeresluft stoßen auf ihrem Weg ins Innere des Kontinents am Velberter Höhenrücken erstmals auf Wider¬standWiderstand. Trotz der geringen Höhe von 220 bis 250 m wirkt er als Stau und verursacht einen Niederschlag, dessen Jahresdurchschnitt mit etwa 100 mm weit über dem Durchschnitt liegt. Infolge der reichen Niederschläge ist Velbert das Quellgebiet zahlreicher Gewässer, die sämtlich nach Norden, zur Ruhr hin, abfließen. (Die Wasserscheide zur Wupper liegt
südlich von Neviges.) Das Regenwasser kann infolge des harten und undurchlässigen Gesteins- nicht gleichmäßig in den Boden eindringen und absickern. So treten häufig oberflächige Abspülungen auf. Das Wasser sammelt sich in vielen kleinen Höhlungen und tritt in Quellen zutage. Die Entwässerung erfolgt durch Deilbach, Hardenberger, Hesper und Vogelsang-Baih, Gewässer, die in dichtem Netz ein quellenreiches Gebiet mit zahlreichen kleinen Wasserspeichern durchziehen und den Wasserhaushalt regulieren.
Die Beschaffenheit des Bodens wird gleichermaßen bestimmt durch Grundgestein und Klima wie durch die kuppen- und einschnittreiche Oberfläche des Velberter Gebietes. Fast alle Böden sind flachgründig, denn sie sind mehr oder minder geneigt. Die feineren Bodenbestandteile wurden ausgespült und zu Tal geschwemmt. Liegen blieben Gestein¬trümmerGesteintrümmer, „Hoddel" oder „Hottensteine“, weniger auf den Höhen, mehr auf den abfal¬lenden abfallenden Flächen. So wurden hauptsächlich die steinärmeren Höhen kultiviert, während die Hänge mit Wald und Buschwerk bedeckt blieben. In den Tälern ist der Boden durch die angeschwemmten tonigen Teile besonders zäh. Doch wechselt die Beschaffenheit oft sehr plötzlich, da durch die mehrfache Faltung des Grundes die verschiedenartigen Gesteine dicht nebeneinander liegen. Tragen die Höhen karge Äcker, die Flanken der Hügel Buschwald, so finden sich in den feuchten Tälern vorwiegend saure Wiesen. Der land¬wirtschaftliche landwirtschaftliche Ertragswert des Velberter Bodens ist deshalb nur gering.
Ursprünglich war der niederbergische Raum mit dichtem Wald bedeckt. Nur geringe Reste sind erhalten geblieben, und anstelle des alten Hochwaldes hat sich Buschwerk ausgebreitet Vorherrschend ist die Buche, hinter der die Eiche, die einstmals das Gesicht der Wälder bestimmte, fast gänzlich zurückgetreten ist. Die Eiche ist nicht aus klimatischen Gründen verschwunden. Aus wirtschaftlichen Erwägungen wurde ihr die schnellwachsende Buche vorgezogen. Die landschaftliche Armut des Gebietes, auf dem heute Velbert steht, sollte jedoch gleichzeitig Voraussetzung für das industrielle Aufblühen zu einer späteren Zeit sein.
Im Deutschen Schloss- und Beschläge-Museum befindet sich als einziges Zeichen früher Menschheitsspuren ein Steinbeil, wie es tausendfach von Süddeutschland bis Frankreich gefunden wurde. Aber ange¬sichts angesichts dieses Werkzeugs taucht die Frage auf: War der Velberter Raum in jenen ersten Tagen der Menschheit schon besiedelt? Diese Frage liegt umso näher, als im benach¬barten benachbarten Neandertal die bekannten Funde der nach ihrem Fundort benannten Menschheits¬stufe Menschheitsstufe gemacht wurden.
Der „homo neanderthalensis " war knapp mittelgroß, plump und gedrungen, besaß eine niedrige, fliehende Stirn, dicke Augenwülste und schweren Unterkiefer mit kaum ange-deutetem Kinn. Dass wir ihn nicht als Ahnherrn zu betrachten haben, ergibt sich aus ver-schiedenen Funden, vor allem aus den Werkzeugen: Benutzte der Neandertaler als Hauptwerkzeug den „Faustkeil", einen grob behauenen Steinkern, so erschien bereits gleichzeitig eine andere Gruppe, die sich vorwiegend der Feuersteinklingen und solcher Spitzen bediente, die statt des Kernkeils die splitternden Abschläge der Steine benutzte. Gegenüber den „Faustkeilleuten" waren die Träger der „Klingen-" oder „Abschlagkultur"
schon einen Schritt weiter in der Entwicklung. Sie lebten hauptsächlich in Deutschland öst¬lich östlich des Rheines und sind wohl die Ahnherren der Cro-Magnon-Rasse, die den in West¬europa Westeuropa vorwiegend in Frankreich beheimateten Neandertaler später verdrängte, wenn er nicht unter den harten Lebensbedingungen der letzten Eiszeit von selbst in Europa ausstarb.
Aus der Steinzeit sind Siedlungsreste im niederbergischen Raum nicht gefunden worden. Zwar drang ein nach seiner Gefäßverzierung (Bandkeramiker) benanntes Volk von Süden her durch die Rheinebene vor, siedelte aber nur auf fruchtbaren Lößflächen, die Acker¬bau Ackerbau ermöglichten. Auch die aus dem Oberrheingebiet nachfolgenden „Michelsberger Leute" suchten ihre Wohnplätze entlang des Rheines, wie zahlreiche Bodenfunde, beson¬ders besonders die charakteristischen, tulpenförmigen Becher, beweisen. Dagegen fanden sich die ihrem Kulturkreis zugehörigen spitznackigen Steinbeile weiter verstreut auch zwischen Ruhr und Wupper, darunter das in Velbert gefundene Steinbeil, das aus der Zeit um 2000 v. Chr. stammt. Daraus geht hervor, dass die „Michelsberger" von ihren festen Sied¬lungen Siedlungen aus Jagdzüge auch in den bergischen Raum unternahmen; bei solchen Streifen gingen Steinbeile wie das Velberter verloren. Fuß gefasst haben sie jedoch im Gebiet des späteren Velberts nicht.Bis weit in das erste nachchristliche Jahrtausend hinein bleibt das Velberter Gebiet mit seinem urwaldartigen Charakter ohne Anziehungskraft für Siedler. Auch aus der Bronze- und Eisenzeit ist kein Fund zu verzeichnen, der auf menschliche Behausungen schließen ließe. Wohl flohen die Sigambrer von ihren festen Plätzen am Rhein vor den anrückenden Legionen Caesars in die bergischen Wälder, betrachteten aber, obwohl die Römer sie dorthin nicht verfolgten, dieses unzugängliche -Bergland nur als vorübergehende Zuflucht- Stätte. Bis zur fränkischen Zeit bleibt die Rheinebene Siedlungsland, Entwicklungsgebiet und Sammelbecken der Kulturen; die großen Völkerbewegungen, die kriegerischen Aus¬einandersetzungen Auseinandersetzungen spielen sich dort ab; Rheintal und. Hellweg sind die Verbindungs¬achsen Verbindungsachsen im Völkeraustausch. Erst im 7. nachchristlichen Jahrhundert beginnen, vom Rhein her vorstoßend, die „Fränkischen Rodungen" auch auf das Velberter Land überzugreifen.
=== Die Siedlung Velbert ===
Fahne hat den Rest der Landwehren in den 60 er Jahren genau untersucht und schildert sie als eine Art von Schützengräben, fortlaufende hohe Erdwälle, meist drei, an besonders wichtigen Stellen sogar fünf hintereinander liegend und durch Gräben getrennt. Die Wälle waren dem Gelände geschickt angepasst und ermöglichten eine wirksame Verteidigung. An wichtigen Punkten erhoben sich Wallburgen, ursprünglich Erdbefestigungen, die erst später durch Verwendung von Steinen dauerhaft gemacht wurden. Eine derartige Burg, eine Fliehburg zur Aufnahme der Bevölkerung und deren wertvollster Habe, stand auf dem Pastoratsberg bei Werden neben einer kleineren Herrenburg. Von den Landwehren sind heute kaum noch Spuren vorhanden. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz vergab als Herzog von Berg viele Teile als Bau- und Gartenplätze in Erbpacht, um sich neue Geldquellen für seine kostspieligen künstlerischen Ambitionen zu eröffnen. So finden sich von 1704 an Akten, die die allmähliche Abtragung von Wällen und Gräben erkennen lassen. 1706 berichtete der Kellner (leitender Beamter des Amtes Angermund) an die Hofkammer, daß eine Landwehr neben der Straße von Elberfeld nach Holland liege und die Straße besser unterhalten werden könne, wenn an die Stelle der Landwehr Häuser träten. Die Bittsteller, die auf diese Plätze reflektierten, wollten jeder jährlich einen Gulden zahlen, und, wenn dem Gesuch entsprochen würde, fänden sich bald mehrere Bewerber, so dass auf diese Weise Heiligenhaus in kurzem zu einem ansehnlichen Flecken erhoben werden könne. Das ganze 18. Jahrhundert hindurch wurde die Heiligenhauser Landwehr eingeebnet und brachte so dem Kurfürsten jährlich 13 Goldgulden. Der Rest der alten Befestigungen verschwand dann bei Arbeiten für den Straßenbau.
Geblieben von den Landwehren ist nur eine Erinnerung in wenigen Ortsbezeichnungen. Und doch bezeichneten jene Wälle die noch heute bestehende Stammesgrenze zwischen Franken und Sachsen, zwischen Berg und Mark, zwischen Rheinland und Westfalen. Der Deilbach ist die Grenzlinie. Hier verläuft auch die Sprachgrenze, die „Urdinger Linie", die Elberfeld von Barmen, Neviges von Langenberg trennt. Der Deilbach besaß auch über die Sprachgrenze hinaus Bedeutung. Wer sich im Märkischen vor den Aushebern Friedrichs des Großen retten wollte, tat einen Sprung über den Bach und war seiner Freiheit gewiss.
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Wenden wir uns nun wieder Velbert und seiner allmählichen Besiedlung zu. Wir können uns, wenn auch die Zahl der vorhandenen Urkunden gering ist, doch ein Bild von dem Umsichgreifen des Bauerntums machen, das die Eichen- und Buchenwaldungen in fruchtbare Felder verwandelte. Die Erinnerung ist in alten Flurnamen, die auf die Rodungstätigkeit zurückgehen, lebendig. Wülfrath, die Rodung des Wolf, Rodberg und Rottberg, am Röttgen, Rolland, Brangenberg. Die Lagerbücher der Werdener Äbte und der Kellnerei Angermund verraten, dass am meisten Hafer, Gerste und Roggen angebaut wurden. Die noch reichlich vorhandenen Waldungen boten beste Gelegenheit für die Schweinemast, die z. B. die Herren von der Horst im Hefel oder, wie es früher hieß, Heffttail, gegen Entgelt gestatteten. Eine alte Ansicht von Werden erinnert daran, wie sehr die Schweinemast im Schwung war, auch die übrige Viehzucht gedieh, und bei der Abgabe der sog. Kurmede, auf die wir noch zurückkommen werden, spielte die beste Kuh oder auch das beste Pferd eine große Rolle. Neben Getreide wurde auch Flachs angebaut, um das Leinen zu gewinnen; dafür sprechen die Eintragungen in Vehlaus Verrechnungsbüchern, die importiertes Leinen kaum aufführen. Auch Schafzucht wurde in großem Umfang betrieben,- manche Hof- und Flurnamen, wie Schafhaus, Schopshof, Schopperfeld erinnern daran. Die regelmäßigen Abgaben von Wachs an das Werdener Kloster sind ein Beweis für die Bienenzucht jener Zeit.
Als Unterlagen für die allmähliche Besiedlung Velberts dienen die Werdener Wirtschaftsakten, von 1604 an die Steuerbücher von Angermund. Letztere verzeichnen eine besondere Rodungssteuer, den Rottzehnten. Ein ungefähres Bild der Entwicklung Velberts lässt sich so gewinnen, zumal die Werdener Mönche es mit ihren Abgabe-Eintragungen recht genau nahmen und keinen Siedler bei der Eintragung der Steuern vergaßen.
=== Die Entfaltung der Stadt ===
 
=== Städtezusammenführung ===
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