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Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum

2 Byte entfernt, 17:21, 19. Aug. 2015
Vom Eisenhändler, vom „Iserladen", bezog der Schloßschmied das Blech, aus dem Schloß und Schlüssel geschmiedet wurden. Um es zu verkleinern, in Stücke der erforderlichen Größe zu schneiden, benutzte er die Blechschere. Sie wurde mit dem kurzen, gebogenen Arm in den „Schruwstock" gespannt, der Griff unter die Achsel genommen und so mit Schulterkraft das Zerschneiden bewerkstelligt. Das öffnen und Schließen des Schraubstocks erfolgte, um Zeit zu sparen, mit dem Knie. Dieses jahrzehntelange Hin- und Herschlagen des Hebelarmes hatte eine Deformation des Knies zur Folge. (In den Musterungsergebnissen lesen wir daher öfters von einer „Krümmung des Schenkels".) Auch die Gewohnheit, die Prüfung der Tagesfalle, ob die Feder nicht etwa zu stramm sei, mit der Nase vorzunehmen, hatte gesundheitliche Nachteile und führte oft zu leichtem Schielen. An den Handschraubstöcken, den Spann- und Nietkloben sowie den Metallsägen ist besonders die Entwicklung der Form interessant. Die ältesten Stücke weisen eine erstaunliche Freude an einem schönen Fluss der Linie auf, in dem das alte Kunsthandwerk nachklingt. Das Formgefühl verliert sich jedoch schnell und weicht einer reinen Zweckmäßigkeit. An den Gewindebohrern, die man in ältester Zeit noch nicht kannte (Löcher wurden mit dem kleinen meißelförmigen Durchschlag in die Bleche geschlagen), lässt sich die Sparsamkeit der alten Schlosser erkennen, die eine taub gewordene Feile nicht wegwarfen, sondern zu anderen Zwecken verwendeten und umarbeiteten. Die Leeren oder Schablonen zeigen bei der Herstellung einzelner Schlossteile einzuhaltende Maße; die Kerben auf den Blechstreifen geben die Größen von Einzelteilen der verschiedenen Schlosstypen an.
Das urtümlichste, noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchliche Instrument, stellt der Drillbohrer dar. Seine Mechanik erinnert an die Art und Weise, wie in vor¬geschichtlicher vorgeschichtlicher Zeit und bei primitiven Völkern das Feuer erbohrt wurde. Der Schlosser hängte das Drillbrett, das in der Mitte einen Eisenstreifen mit Führungslöchern trägt, vor die Brust, spannte den anzubohrenden Schlüsselhals oder das Blech in den Schraub¬stock, umwickelte die Spinde mit dem Lederriemen des Drillbohrers, klemmte die Spindel zwischen Drillbrett und Schlüssel und brachte sie durch Auf- und Abbewegung des Bogens, also durch Fiedeln wie beim Geigenspiel, in drehende, bohrende Bewegung. Auf so mühsame und zeitraubende Weise arbeitete man, bis die Drehbank in den fünfziger Jahren Eingang fand. Das älteste Exemplar ist im Schloßmuseum aufbewahrt. Vielfach fertigte der Velberter Schlosser sein Werkzeug selbst. So die Federhexen, scherenförmige Instrumente zur Herstellung von Schlossteilen wie Federn und Bügeln. Eine Verwendung von Stempeln und Matrizen zum Ausstanzen von Schlüssellöchern und einzelnen Schlossteilen bedeutete einen wesentlichen Fortschritt.
War ein Schloss fertiggestellt, so musste es auf Glanz gebracht, "gewienert" werden. Dazu bediente man sich des Polierstahls, mit dem man unter reichlicher Verwendung von Spucke Hochglanz hervorzauberte. Eine Anzahl von kleinen Meißeln zum Einprägen von Buchstaben wurde für die Herstellung von Buchstabenschlössern verwendet, die sich nur bei Einstellung eines bestimmten Kennwortes öffnen ließen.
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