Änderungen

Wechseln zu: Navigation, Suche

Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum

2 Byte entfernt, 17:09, 19. Aug. 2015
Das „Deutsche Schloß- und Beschlägemuseum" spiegelt in seinen Sammlungen eine 5 Jahrtausende umfassende technische und kulturgeschichtliche Entwicklung. Von einem Schloss im eigentlichen Sinne kann erst die Rede sein, wo der Riegel die Aufgabe der Sicherung übernimmt. Einfache Riegelverschlüsse gehen bis in die Vorgeschichte zurück. Ihre Systeme haben sich, da derartige Schlösser leicht anzufertigen sind, bis in die Neuzeit erhalten. Diese primitiven, im europäischen Raum vorkommenden Schlösser gehören der einen von zwei Urformen an, dem „Schubriegelsystem". Das Wesentliche des Schubriegels besteht darin, dass der auf der Innenseite der Tür angebrachte Riegel mit Höckern versehen ist, zwischen die der von außen durch eine kleine Öffnung eingeführte gebogene Schlüssel greifen muss, um die Riegel zurückzuschieben. Verschlüsse dieser Art besaßen auch die Griechen, wie aus Vasenbildem hervorgeht. Neben Originalen sind im Schlossmuseum Modelle der verschiedenen Schubriegelverschlüsse zu sehen.
Die zweite Urform des Sicherheitsverschlusses ist das Fällriegelschloss. Bereits vor 5000 Jahren war diese geniale Konstruktion im Zweistromland, zwischen Euphrat und Tigris, bekannt und wurde allgemein angewendet. Die Bedeutung des Fallriegelsystems wird schlagartig erhellt, wenn man bedenkt, daß der Amerikaner Linus Yale Anfang des 19. Jahrhunderts für sein modernes Sicherheitsschloß das Grundprinzip dieses 5000 Jahre alten Verschlusses wieder aufgriff. Der Fallriegelverschluß sichert die Tür dadurch, daß in den Ausschnitten des Riegels Klötzchen (Fallriegel) vertikal verschiebbar einrasten. In den Führungsgang oberhalb des Riegels muß ein entsprechend gezahnter Schlüssel eingeführt werden, der in die Kerben des Fallriegels eingreift und diese anhebt, damit der horizontale Querriegel freigegeben und zurückgezogen werden kann. Die Fallriegel¬schlösser Fallriegelschlösser sitzen, im Gegensatz zu den Schubriegelverschlüssen, an der Außenseite der Türen. Sie waren zumeist aus Holz hergestellt, die Schlüssel bisweilen aus Elfenbein. Die Art des Verschlusses wurde später verbessert, indem der Schlüssel in den Riegel selbst eingeführt wurde und so das öffnen mit einer Hand besorgt werden konnte. Die Römer stellten diese Schlösser aus Eisen her und versahen sie mit einer Feder. Aus der Vergänglichkeit des Materials erklärt es sich, dass von den ältesten Schlössern nur Bruch¬teile erhalten sind. Die Antike hat uns Zeugnisse kunstvoller Gestaltung vor allem in den Schlüsseln überliefert.
Ein Sprung über die Jahrhunderte hinweg führt zum karolingischen Schloss, das eine kunstlose Form, zumeist ein einfaches Holzgehäuse und eine verhältnismäßig einfache Sicherung aufweist. Reicher war schon die Ornamentik der Beschläge, wie wir sie von ottonischen und romanischen Türen her kennen. Mit dem Anbruch der Gotik bricht sich die Freude an reicherer Form Bahn. Das Türschloss ist zunächst noch einfach, mit unkomplizierter Sicherung, die Platte und die Türbänder weisen die charakteristischen gotischen Formen auf; kunstvoll dagegen sind die Schlösser an Truhen. Die mit dem 16. Jahrhundert beginnende Renaissance ist gekennzeichnet durch die Freude an der Gestaltung, die, zwar in strengerem Stil, auch die Gegenstände des täglichen Lebens mit einbezieht. An den Schlössern, teils mit ziselierter, teils mit getriebener oder durchbrochener Decke, an den Türklopfern, an den Schließblechen und sonstigen Beschlägen erweist der Schlosser höchste künstlerische Gesinnung und Handfertigkeit. Die Sicherung des Schlosses durch ein besonderes Eingerichte, bei dem der durchbrochene Schlüsselbart entsprechende Züge durchlaufen muss, um den Riegel zu bewegen, ist oft ein Meisterstück der Präzision.
751
Bearbeitungen