Zuletzt geändert am 28. März 2022 um 09:41

Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum

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Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum
Daten
Ort Velbert
Eröffnung 1928
Leitung
Dr. Yvonne Gönster
Website
Schloss- und Beschlägemuseum 1971

Das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum ist ein in Velbert beheimatetes Museum mit Schwerpunkt auf Schloss- und Beschlagherstellung. Für die Velberter Kinder gehört ein Besuch zur Schullaufbahn dazu.

Geschichte

Ursprung als Velberter Heimatmuseum

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts blühte überall in Deutschland der Heimatgedanke auf, allerorten wurden Heimatmuseen eingerichtet. Auch in Velbert wurde begonnen, die wenigen Zeugnisse von Velberts Vergangenheit zu sammeln und zu erhalten. So wurde 1928 in den Räumen des alten Kölverschen (vom Bruckschen) Hauses ein zunächst recht bescheidenes Heimatmuseum ins Leben gerufen. Mit alten bergischen Möbeln, altvelberter Hausrat und wenigen schriftlichen Zeugen vergangener Tage. Bezeichnend für dieses erste Stadium des Velberter Museums war damals bereits die Tatsache, dass mehr als die Hälfte des zur Verfügung stehenden Raumes der industriellen Entwicklung gewidmet war. Das Kernstück der Sammlung bildete die alte Wönnemannsche Schmiede, die Werkstatt eines Schlossmachers, welche bis heute zu den Höhepunkten der Sammlung zählt. Langsam wuchsen die Sammlungen, deren Ausbau durch Stiftungen, Ankäufe und Leihgaben ständig erweitert werden konnte, bis dieser Teil des Museums die heimatkundliche Abteilung stark zu überflügeln begann. Nunmehr ergab sich ganz von selbst das Leitmotiv für den weiteren Ausbau. Heimatmuseen gab es in den meisten größeren Orten Niederbergs. Ihnen nachzueifern wäre wenig originell gewesen. Eine eindrucksvolle Schau der Entwicklung von Schloß und Beschlag wurde der Grundstein für das spätere „Deutsche Schloß- und Beschlägemuseum", das 1936 zum ersten Male der Öffentlichkeit übergeben werden sollte.

Wönnemannsche Schmiede

Zwei Tatsachen verdankt das Museum seine Entstehung: Einmal der Bedeutung Velberts als Mittelpunkt der Schlossindustrie, zum anderen der Erkenntnis, dass diese Industrie Endglied einer jahrhundertealten Entwicklung bodenständigen Handwerkertums ist. Aus der Bedeutung und Entwicklung Velberts erwuchs die Verpflichtung, diesem die Stadt tragenden Gewerbezweig ein technisches und kulturgeschichtliches Denkmal zu setzen.

Umzug in den Rathaus-Keller

Als die Velberter Stadtväter in den dreißiger Jahren ihr Rathaus umbauen ließen, gedachten sie, in seinen Kellergewölben einen Ratskeller einzurichten. Die schlechten Zeiten machten diesen Plan zunichte,- und so kam es, dass die Stadt in den Mauern des Rathauses ein Museum ganz besonderer Art beherbergte, das seinesgleichen in der ganzen Welt nicht hat. Denn hier ist nicht nur irgendwelcher historische Stoff zusammengetragen worden, sondern eine Schau, die in lebendiger Wechselwirkung zur tätigen Gegenwart stand und immer noch steht.

Die Bereicherung des Museums durch umfangreiche Sammlungen ließ nach dem zweiten Weltkrieg eine Neuaufstellung der seit 1936 festgelegten Bestände wünschenswert erscheinen. Bei dieser 1949 erfolgten Umgestaltung fanden neue Gesichtspunkte Anwendung, die manche dem technischen Museum anhaftende Mängel zu überwinden suchten, wenn auch der zur Verfügung stehende Raum nur erlaubt, einen Teil der Bestände auszustellen.

Die Ausstellung

Das „Deutsche Schloß- und Beschlägemuseum" spiegelt in seinen Sammlungen eine 5 Jahrtausende umfassende technische und kulturgeschichtliche Entwicklung. Von einem Schloss im eigentlichen Sinne kann erst die Rede sein, wo der Riegel die Aufgabe der Sicherung übernimmt. Einfache Riegelverschlüsse gehen bis in die Vorgeschichte zurück. Ihre Systeme haben sich, da derartige Schlösser leicht anzufertigen sind, bis in die Neuzeit erhalten. Diese primitiven, im europäischen Raum vorkommenden Schlösser gehören der einen von zwei Urformen an, dem „Schubriegelsystem". Das Wesentliche des Schubriegels besteht darin, dass der auf der Innenseite der Tür angebrachte Riegel mit Höckern versehen ist, zwischen die der von außen durch eine kleine Öffnung eingeführte gebogene Schlüssel greifen muss, um die Riegel zurückzuschieben. Verschlüsse dieser Art besaßen auch die Griechen, wie aus Vasenbildem hervorgeht. Neben Originalen sind im Schlossmuseum Modelle der verschiedenen Schubriegelverschlüsse zu sehen.

Ausstellung Plakat

Die zweite Urform des Sicherheitsverschlusses ist das Fällriegelschloss. Bereits vor 5000 Jahren war diese geniale Konstruktion im Zweistromland, zwischen Euphrat und Tigris, bekannt und wurde allgemein angewendet. Die Bedeutung des Fallriegelsystems wird schlagartig erhellt, wenn man bedenkt, daß der Amerikaner Linus Yale Anfang des 19. Jahrhunderts für sein modernes Sicherheitsschloß das Grundprinzip dieses 5000 Jahre alten Verschlusses wieder aufgriff. Der Fallriegelverschluß sichert die Tür dadurch, daß in den Ausschnitten des Riegels Klötzchen (Fallriegel) vertikal verschiebbar einrasten. In den Führungsgang oberhalb des Riegels muß ein entsprechend gezahnter Schlüssel eingeführt werden, der in die Kerben des Fallriegels eingreift und diese anhebt, damit der horizontale Querriegel freigegeben und zurückgezogen werden kann. Die Fallriegelschlösser sitzen, im Gegensatz zu den Schubriegelverschlüssen, an der Außenseite der Türen. Sie waren zumeist aus Holz hergestellt, die Schlüssel bisweilen aus Elfenbein. Die Art des Verschlusses wurde später verbessert, indem der Schlüssel in den Riegel selbst eingeführt wurde und so das öffnen mit einer Hand besorgt werden konnte. Die Römer stellten diese Schlösser aus Eisen her und versahen sie mit einer Feder. Aus der Vergänglichkeit des Materials erklärt es sich, dass von den ältesten Schlössern nur Bruchteile erhalten sind. Die Antike hat uns Zeugnisse kunstvoller Gestaltung vor allem in den Schlüsseln überliefert.

Ein Sprung über die Jahrhunderte hinweg führt zum karolingischen Schloss, das eine kunstlose Form, zumeist ein einfaches Holzgehäuse und eine verhältnismäßig einfache Sicherung aufweist. Reicher war schon die Ornamentik der Beschläge, wie wir sie von ottonischen und romanischen Türen her kennen. Mit dem Anbruch der Gotik bricht sich die Freude an reicherer Form Bahn. Das Türschloss ist zunächst noch einfach, mit unkomplizierter Sicherung, die Platte und die Türbänder weisen die charakteristischen gotischen Formen auf; kunstvoll dagegen sind die Schlösser an Truhen. Die mit dem 16. Jahrhundert beginnende Renaissance ist gekennzeichnet durch die Freude an der Gestaltung, die, zwar in strengerem Stil, auch die Gegenstände des täglichen Lebens mit einbezieht. An den Schlössern, teils mit ziselierter, teils mit getriebener oder durchbrochener Decke, an den Türklopfern, an den Schließblechen und sonstigen Beschlägen erweist der Schlosser höchste künstlerische Gesinnung und Handfertigkeit. Die Sicherung des Schlosses durch ein besonderes Eingerichte, bei dem der durchbrochene Schlüsselbart entsprechende Züge durchlaufen muss, um den Riegel zu bewegen, ist oft ein Meisterstück der Präzision.

Die Freude an der Form erfährt im Barock ihren Höhepunkt und führt zu einem Überschwang, der Schloss, Schlüssel und Beschlag mit einem bis dahin nicht gekannten Reichtum ausstattet. Das von Frankreich herüberwehende Rokoko wendet sich dann von der Symmetrie ab und überhäuft Möbel und Beschläge mit krausem Linienfluß. In der napoleonischen Zeit erhebt sich noch einmal ein vornehmer Stil, das Empire, das Formen der Antike wieder aufnimmt, während Deutschland wenig später im Biedermeier zu einer bürgerlichen Gemütlichkeit hinfindet. Diese Wandlungen machen auch Schloss und Beschlag mit. Dann schlägt das Maschinenzeitalter dem sich als Kunsthandwerker betätigenden Schlosser das Werkzeug aus der Hand, die Massenware beherrscht den Markt, die nur ab und zu versucht, ihr wesensfremd gewordene Formen wieder aufklingen zu lassen. Gegen diesen Niedergang in der formalen Gestaltung flackert um das Jahr 1900 noch einmal der Versuch eines neuen Stils auf, der Jugendstil, der in bewegtem, botanischem Linienfluß aber nur ein Eintagsleben führte. Beispiele aus all diesen Zeiten finden sich in reichem Maße im Schlossmuseum, Beispiele, die sowohl die technische Entwicklung wie die künstlerische Gestaltung beleuchten und damit auch dem Fachmuseum Lebendigkeit verleihen.

Wönnemannsche Schmiede

Ist das Museum auch in erster Linie dem großen Entwicklungsprozess von Schloss und Beschlag gewidmet, so haben doch die Zeugen Altvelberter Handwerkertums, wie etwa die Wönnemannsche Schmiede, hier eine liebevoll gepflegte Heimstätte gefunden. Aus ihnen spricht nicht nur das Leben vergangener Tage, gerade die Entstehung der eigentlichen Schlossindustrie spiegelt sich in ihnen wider. Der Übergang von der handwerklichen zur maschinellen Herstellung von Schlössern und Schlüsseln erfolgte auch in Velbert nicht von heute auf morgen. Die Alten trennten sich nicht leichten Herzens von dem Gerät, mit dem die Vorfahren gearbeitet hatten und das auch ihnen zu einem Stück des eigenen Lebens geworden war. Aber nach ihrem Tode hatte die alte, ehrwürdige, von patriarchalischem Geiste erfüllte Schmiede, hatten die mehr oder weniger primitiven Werkzeuge Sinn und Wert verloren. Die Jungen, die nun zur Fabrik gingen, keine innere Beziehung zu all diesen Dingen hatten und unbeschwert von historischem Sinn waren, betrachteten sie als alten Plunder, verurteilt, zum Schrott zu wandern. Wertvolles und wesentliches Anschauungsmaterial zur Geschichte des Schlosserhandwerks in Velbert ging so verloren. Vieles aber konnte aus dem Nachlaß des alten Schmiedes Wönnemann gerettet werden und bietet nun in einer besonderen Zusammenstellung einen Einblick in die Arbeitsweise des Velberter „Schlotschmets".

Betrachtet man das Instrumentarium, so möchte man meinen, es hätte sich durch fast zwei Jahrhunderte in der Arbeitspraxis des Velberter Schlossers nichts geändert, seit jenen Tagen, da der Kaufmann Vehlau seine Aufträge erteilte und die bezogenen Schlösser, Schüppen, Beile, Hämmer und Lampen gegen geliefertes Handwerksgerät, Eisen, Stoffe, Lebensmittel, Flinten und Bibeln verrechnete. Das umständliche Arbeitsgerät lässt auch verstehen, dass die Velberter Schlösser nichts gemein haben konnten mit den kunstvollen Erzeugnissen süddeutscher Schlosserkunst. Sie genügten in einfacher Weise der Verpflichtung zur Sicherung und mussten auf Schmuck und Verzierung verzichten. Oberstes Gebot war eine Handfertigkeit, die sich bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts lebendig erhielt und das aussterbende Geschlecht der altvelberter Schlosser befähigte, aus einem goldenen Zehnmarkstück zwei Vorhangschlößchen zu fertigen.

Vom Eisenhändler, vom „Iserladen", bezog der Schloßschmied das Blech, aus dem Schloß und Schlüssel geschmiedet wurden. Um es zu verkleinern, in Stücke der erforderlichen Größe zu schneiden, benutzte er die Blechschere. Sie wurde mit dem kurzen, gebogenen Arm in den „Schruwstock" gespannt, der Griff unter die Achsel genommen und so mit Schulterkraft das Zerschneiden bewerkstelligt. Das öffnen und Schließen des Schraubstocks erfolgte, um Zeit zu sparen, mit dem Knie. Dieses jahrzehntelange Hin- und Herschlagen des Hebelarmes hatte eine Deformation des Knies zur Folge. (In den Musterungsergebnissen lesen wir daher öfters von einer „Krümmung des Schenkels".) Auch die Gewohnheit, die Prüfung der Tagesfalle, ob die Feder nicht etwa zu stramm sei, mit der Nase vorzunehmen, hatte gesundheitliche Nachteile und führte oft zu leichtem Schielen. An den Handschraubstöcken, den Spann- und Nietkloben sowie den Metallsägen ist besonders die Entwicklung der Form interessant. Die ältesten Stücke weisen eine erstaunliche Freude an einem schönen Fluss der Linie auf, in dem das alte Kunsthandwerk nachklingt. Das Formgefühl verliert sich jedoch schnell und weicht einer reinen Zweckmäßigkeit. An den Gewindebohrern, die man in ältester Zeit noch nicht kannte (Löcher wurden mit dem kleinen meißelförmigen Durchschlag in die Bleche geschlagen), lässt sich die Sparsamkeit der alten Schlosser erkennen, die eine taub gewordene Feile nicht wegwarfen, sondern zu anderen Zwecken verwendeten und umarbeiteten. Die Leeren oder Schablonen zeigen bei der Herstellung einzelner Schlossteile einzuhaltende Maße; die Kerben auf den Blechstreifen geben die Größen von Einzelteilen der verschiedenen Schlosstypen an.

Das urtümlichste, noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchliche Instrument, stellt der Drillbohrer dar. Seine Mechanik erinnert an die Art und Weise, wie in vorgeschichtlicher Zeit und bei primitiven Völkern das Feuer erbohrt wurde. Der Schlosser hängte das Drillbrett, das in der Mitte einen Eisenstreifen mit Führungslöchern trägt, vor die Brust, spannte den anzubohrenden Schlüsselhals oder das Blech in den Schraubstock, umwickelte die Spinde mit dem Lederriemen des Drillbohrers, klemmte die Spindel zwischen Drillbrett und Schlüssel und brachte sie durch Auf- und Abbewegung des Bogens, also durch Fiedeln wie beim Geigenspiel, in drehende, bohrende Bewegung. Auf so mühsame und zeitraubende Weise arbeitete man, bis die Drehbank in den fünfziger Jahren Eingang fand. Das älteste Exemplar ist im Schloßmuseum aufbewahrt. Vielfach fertigte der Velberter Schlosser sein Werkzeug selbst. So die Federhexen, scherenförmige Instrumente zur Herstellung von Schlossteilen wie Federn und Bügeln. Eine Verwendung von Stempeln und Matrizen zum Ausstanzen von Schlüssellöchern und einzelnen Schlossteilen bedeutete einen wesentlichen Fortschritt.

War ein Schloss fertiggestellt, so musste es auf Glanz gebracht, "gewienert" werden. Dazu bediente man sich des Polierstahls, mit dem man unter reichlicher Verwendung von Spucke Hochglanz hervorzauberte. Eine Anzahl von kleinen Meißeln zum Einprägen von Buchstaben wurde für die Herstellung von Buchstabenschlössern verwendet, die sich nur bei Einstellung eines bestimmten Kennwortes öffnen ließen.

Umzug ins Forum Niederberg

1982 zog das Museum mit neuem Konzept in das neu gebaute Forum Niederberg. Die neuen Räumlichkeiten boten deutlich mehr Platz als der Keller des Rathauses. Und so wurde die Ausstellung deutlich erweitert. 2001 bekam das Museum ein neues Gesicht. Ulrich Morgenroth, promovierter Archäologe, begann seine Arbeit im Schloss- und Beschlägemuseum zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Ab 2005 übernahm er die Leitung des Museums. 2006 wurde das Konzept des Museums erneut verändert. Es präsentiert sich nun selbst als "Modernes Spezial- und Erlebnismuseum".

Erneuter Umzug und wechselnde Leitung

Nach über 35 Jahren Nutzung war das Forum Niederberg wegen ausgebliebener Instandhaltuns- und Modernisierungsmaßnahmen nur noch sehr eingeschränkt nutzbar. Das Museum wurde daher am 15. Juli 2019 geschlossen, um das Forum Niederberg als Standort für immer zu verlassen. Unweit des Forum Niederberg an der Ecke Kolpingstraße / Oststraße wurde für das Museum ein Neubau geschaffen. Integriert wurde auch die Villa Herminghaus, welche zukünftig als Verwaltungsgebäude dient und Räumlichkeiten für Sonderausstellungen bietet. In der Phase des Umzugs und Neubaus wechselte auch die Leitung des Museums. Langjähriger Museumsdirektor Ulrich Morgenroth wechselte ins Stadtarchiv und ersetzt dort den in den Ruhestand gegangenen Archivar Christoph Schotten. Die Leitung des Museums übernahm Dr.Yvonne Gönster, welche bis dahin als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum tätig war. Das Museum wurde mit einem Fest am Freitag, den 8. bis Sonntag den 10. Oktober am neuen Standort wiedereröffnet.

Weblinks