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Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum

88 Byte hinzugefügt, 17:08, 19. Aug. 2015
Die Freude an der Form erfährt im Barock ihren Höhepunkt und führt zu einem Über¬schwang, der Schloß, Schlüssel und Beschlag mit einem bis dahin nicht gekannten Reich¬tum ausstattet. Das von Frankreich herüberwehende Rokoko wendet sich dann von der Symmetrie ab und überhäuft Möbel und Beschläge mit krausem Linienfluß. In der napoleonischen Zeit erhebt sich noch einmal ein vornehmer Stil, das Empire, das Formen der Antike wieder aufnimmt, während Deutschland wenig später im Biedermeier zu einer bürgerlichen Gemütlichkeit hinfindet. Diese Wandlungen machen auch Schloß und Beschlag mit. Dann schlägt das Maschinenzeitalter dem sich als Kunsthandwerker betä¬tigenden Schlosser das Werkzeug aus der Hand, die Massenware beherrscht den Markt, die nur ab und zu versucht, ihr wesensfremd gewordene Formen wieder aufklingen zu lassen. Gegen diesen Niedergang in der formalen Gestaltung flackert um das Jahr 1900 noch einmal der Versuch eines neuen Stils auf, der Jugendstil, der in bewegtem, bota-nischem Linienfluß aber nur ein Eintagsleben führte. Beispiele aus all diesen Zeiten finden sich in reichem Maße im Schlossmuseum, Beispiele, die sowohl die technische Entwicklung wie die künstlerische Gestaltung beleuchten und damit auch dem Fachmuseum Lebendigkeit verleihen.
[[Datei:Wönnemannsche Schmiede alt.jpg||thumb|gerahmt|rechts|Wönnemannsche Schmiede]]
Ist das Museum auch in erster Linie dem großen Entwicklungsprozess von Schloss und Beschlag gewidmet, so haben doch die Zeugen Altvelberter Handwerkertums, wie etwa die Wönnemannsche Schmiede, hier eine liebevoll gepflegte Heimstätte gefunden. Aus ihnen spricht nicht nur das Leben vergangener Tage, gerade die Entstehung der eigentlichen Schlossindustrie spiegelt sich in ihnen wider. Der Übergang von der handwerklichen zur maschinellen Herstellung von Schlössern und Schlüsseln erfolgte auch in Velbert nicht von heute auf morgen. Die Alten trennten sich nicht leichten Herzens von dem Gerät, mit dem die Vorfahren gearbeitet hatten und das auch ihnen zu einem Stück des eigenen Lebens geworden war. Aber nach ihrem Tode hatte die alte, ehrwürdige, von patriarchalischem Geiste erfüllte Schmiede, hatten die mehr oder weniger primitiven Werkzeuge Sinn und Wert verloren. Die Jungen, die nun zur Fabrik gingen, keine innere Beziehung zu all diesen Dingen hatten und unbeschwert von historischem Sinn waren, betrachteten sie als alten Plunder, verurteilt, zum Schrott zu wandern. Wertvolles und wesentliches Anschauungsmaterial zur Geschichte des Schlosserhandwerks in Velbert ging so verloren. Vieles aber konnte aus dem Nachlaß des alten Schmiedes Wönnemann gerettet werden und bietet nun in einer besonderen Zusammenstellung einen Einblick in die Arbeitsweise des Velberter „Schlotschmets".
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